DIE AIRMED ERZÄHLUNG

Löwenzahn - Foto Vesna Rau
Löwenzahn - Foto Vesna Rau

In dem "Book of Leinster" (Lebor Laignech), einem irischen Buch, unter anderem,  über unsere keltischen Vorfahren Túatha Dé Danann - Das bedeutet so viel wie die Kinder der großen Mutter Erde, wurden die uralten Geschichten Irlands erzählt. Die große Mutter wurde als Don, Danu, Donna, Doni und viele anderen Varianten des gleichen Namens bezeichnet. Daraus leiten sich, zum Beispiel, die Flussnamen Donau und Don, die Bezeichnung für Mutter Gottes - Madonna und die Frauennamen Donna, Dana, Anna usw. Das Buch wurde wahrscheinlich im Jahre 1160 verfasst. Die Grundlage bildeten mündlich überlieferte Volksgeschichten. Das Hauptwerk ist Lebor Gabala Erenn (das Buch von den Einnahmen Irlands). Die gleiche Geschichte wurde im Book of Leinster und im Das große Buch von Lecan (Leabhar Mòr Leacain) etwas unterschiedlich erzählt. Interessant ist, dass der Dian Cecht als eine Sagengestallt gilt, nur wieso wurde er dann in den Schriften aus dem 8-9 Jahrhundert "der St. Galleer Handschrift 1395" von einem heilkundigen Mönch auch erwähnt? Er schrieb über positive und starke Wirkung der Salbe von Dian Cecht. Auch ein Rechtstext aus dem 8. Jahrhundert, über die Pflicht der Heilung Verwundeter, trägt den Titel: "Die Entscheidungen des Diancécht". Er gilt auch als Verfasser des Rechtstextes Bretha Crolige, der sich mit den Bußzahlungen bei Verwundungen befast.Meiner Meinung nach, war dieser Heiler mehr als echt und historisch nachgewiesen.

 

Hier geht es um die Geschichte über Airmed und ihren Bruder Miach. Arimed gilt als keltisch-irische Göttin der Heilung.

 

Das, was an diese Geschichte am meisten fasziniert ist die Tatsache, dass unsere Vorfahren, mehrere tausend Jahre zurück, ein enormes Wissen über Heilung hatten und sogar die Gliederprothesen herstellten. In Verbindung mit der Geschichte steht sicherlich auch der "Kessel von Gundestrup" https://de.wikipedia.org/wiki/Kessel_von_Gundestrup, ein bedeutender archäologischer Fund aus der vorchristliche La-Téne-Zeit (5-1 Jahrhundert v.Christus - Fundort Dänemark).

 

Aber hier jetzt zur Geschichte.

 

Der Dian Cecht war ein sehr angesehener Arzt, der Oberheiler bei der Tuatha De Danann. Fast ein Magier, einem Gott gleich. Er hatte eine heilende Quelle (tipra sláine) bzw. einen heilenden Kessel in welchen man die verwundeten hineingelegt hat, die Beschwörungen gesungen und diese kamen vollständig geheilt wieder heraus. Auf dem Gebiet der Heilung konnte ihm keiner das Wasser reichen. Diese Quelle / Kessel hütet er mit seiner Tochter Airmed.

 

Dian Checht war der Sohn des Easar Breac (Herr über Feuer oder Wasser) und der Danu (die Muttergöttin). Er hatte 6 Kinder: Die vier Söhne Cu, Cehten, Cian und Miach (laut andere Quelle nur drei: Miach, Cian und Goibniu) und zwei Töchter: Ethan - die Dichterin und Airmed - der weibliche Blutegel (Heilerin). So wurden sie genannt. Der Blutegel war ein Symbol für die Heilkunde und Ärzte.

 

Die Kinder wuchsen im Schatten des berühmten Vaters, lernten und entwickelten deren eigenen Fähigkeiten. Die unglaublichen Heilerfolge des Dian Cechts waren in aller Munde:

 

                 Der Midir (der Sohn der Dagda und Fürst von Mag Mor) wurde von einem Haselstab verletzt und verlor dabei sein Auge. Der Dian Cecht ersetzte ihm das Auge so, dass er wieder sehen konnte.

                     Der Nuada (der König der Túatha Dé Danann) verliert bei der ersten Schlacht von Mag Tuired (Der Krieg zwischen Túatha Dé Danann und Firbolg) seinen Arm. Ohne den Arm konnte er kein König mehr sein. Der Dian Cecht und der fabelhafte Handwerker Credne fertigten in drei Mal neun Tage ein Ersatzarm aus Silber, welcher voll funktionsfähig war. Ab dem Tag nannte man den König: Núadu Argatlám (Nuadu mit der Silberhand).

 

Das mit Nuada war zwar ein Heilerfolg aber half nicht wirklich weiter. Der Silberarm hat funktioniert, nur der Nuada durfte trotzdem nicht zurück auf sein Thron. Der Silberarm war für das Volk nicht gut genug, denn der regierende König muss unversehrt im Körper und Geist sein um regieren zu können. Der Miach und Airmed fanden es nicht gerecht, waren der Meinung es besser tun zu können und ließen dem Nuada einen neuen Arm, aus Fleisch und Blut, wachsen. Dieses Werk vollbrachten sie in drei Mal drei Tage und Nächte:

- zuerst nahmen sie den Silberarm dem Dian Cecht ab. Der Miach sprach die Beschwörung "joint to jont of it and sinew to sinew" (Gelenk an Gelenk und Sehne an Sehne).

- in den ersten 72 Stunden legte der Miach den Arm neben sich und lies ihn mit Haut bewachsen

- in den zweiten 72 Stunden legte der Miach den Arm auf seine Brust

- in den dritten 72 Stunden lies er den Arm wieder weiß werden, den es war geschwärzt von Schmiedefeuer des Silberschmieds Credne.

Der neue Arm hat sich von dem abgeschlagenen in nichts mehr unterschieden und das verhalf dem Nuada wieder auf den Thron zu kommen.

 

Der Dian Cecht war rasend vor Wut. Er nahm sein Schwert und schlug damit dem Miach auf den Kopf. Die Haut wurde bis zum Fleisch abgeschlagen. Nur der Miach war auch ein bedeutender und fähiger Heiler und hatte Airmed an seiner Seite. Er (oder Airmed?) lies die Wunde im nu wieder heilen. Dian Cecht holte zum zweiten Mal aus, schlug erneut dem Miach auf den Kopf, diesmal bis zum Knochen. Kein Ding für Miach, er heilte es erneut wieder. Der dritte Schlag ging bis zum Gehirnhaut, aber wieder kein Problem für den mächtigen Heiler Miach. Mit dem vierten Schlag schlug der Dian Cecht seinem Sohn das Gehirn ab. Miach starb. Sein Vater sagte, dass nicht mal er, Dian Cecht, diese Wunde mehr heilen konnte. Er verschar seinen Sohn unter die Erde.

 

Die Miachs Schwester Airmed war untröstlich und weinte viele Tage und Nächte auf dem Grab ihres Bruders. Ihre Tränen ließen allerlei Heilkräuter auf dem Grab des Miachs wachsen. Die Airmed sammelte, benannte und sortierte sie auf ihrem Umhang. 365 Kräuter für 365 Tage im Jahr und für 365 verschiedene Körperteile (Muskel, Sehnen, innere Organe, Blutgefäße usw.). In dem Airmeds Umhang war das ganze Wissen über Heilkräuter versammelt. Ihr Vater Dian Cecht hieß das auch nicht gut, schüttelte den Umhang leer und vernichtete die Pflanzen. Ab diesen Tag war Airmed die einzige die noch das gesamte Wissen über Heilkräuter hatte. Für alle anderen war das vollständige Wissen unwiderruflich verloren gegangen.

 

NACHWORT DER AUTORIN:

 

Diese Geschichte klingt grausam und geprägt vor Eifersucht und Armseligkeit des Dian Cechts. Allerdings hat die Geschichte auch eine andere Seite über ungehorsam und schädlichen Ehrgeiz des Miachs:   

 

Es geht um Gerechtigkeit, die Rangordnung und Politik, wie immer in der menschlichen Gesellschaft. Die Geschichte fängt eigentlich mit dem Nuada an. Der Nuada war zu diesem Zeitpunkt bereits seit sieben Jahre König der Túatha und wurde von seinem Sohn / Enkelsohn (ist in der Quellen nicht klar) Bres (Bresal) auf dem Thron abgelöst. Auch das Schwert Fragarach (einer der vier Schätze der Danu) wechselte den Besitzer. Der Bresal war viel mächtiger und einflussreicher König als der Nuada das jemals sein konnte. Er war auch ein großer und fähiger Magier. (Laut Quellen welche die Eifersucht Geschichte befürworten, war Bresal geizig und ungerecht - irgendwie musste man die Tat von Miach und Airmed rechtfertigen). Er war der Großvater der drei Schwester Morrigan, Macha und Badb (die dreifache Königin auf welche das Triskel Symbol zurück zu führen ist und danach auch die Dreifaltigkeit: Jungfrau, Mutter, Weise). Demzufolge war es möglich, dass der Dian Cecht den Nuada auf gleiche Weise wie Miach heilen konnte, nur das wollte er nicht. Der Bresal war für die Túatha dé Danann ein viel besserer König. Es kann also sein, dass der Dian Cecht nicht eifersüchtig, sondern fuchsteufel wütend auf Miach war, weil er dem Nuada wieder auf den Thron geholfen hat. In der heutigen Zeit würde man hier von einem Putsch oder eine Revolution reden. Er hielt Miach für einen sehr mächtigen aber ungehorsamen Heiler, welcher auf eigener Faust und ohne Rücksprache seine Heilkunde ausübt. Er hielt das auch für sehr gefährlich für das Königreich. Es fiel ihm sicherlich schwer sein eigenes Kind zu erschlagen. Es wäre auch denkbar, dass er das machen musste. Da er über Heilung und alles was damit zusammenhing so viel wie niemand sonst wusste, hat er auch die Heilkräuter vernichtet, so dass keiner mehr diese Macht besitzen kann. Er wollte schlicht und weg, dass so ein Wissen nicht in die falsche Hände kommt. Über Dian Cecht habe ich sehr viel gelesen und den Eindruck gewonnen, dass er ein gewissenhafter und hervorragender Heiler war. Dazu war er sehr einflussreich. Er hat sein Sinn für Recht und Unrecht gewissenhaft verfolgt und so gehandelt wie er es für richtig gehalten hat. Andererseits tut es mir auch um Miach leid. Es hätte nicht so enden sollen. Er war so jung und begabt.  

 

Der Bresal kam doch auf den Thron der Túatha ein paar Jahre später, als sein Vater Nuada bei der zweiten Schlacht von Mag Tuired, durch den bösen Blick des Balor, ums Leben kam. Er regierte noch 11 Jahre. Es gibt auch Quellen laut welchen der Nuada dem Lug sein Thron überliest, das ist aber weniger wahrscheinlich. Der Bres ist eine nachgewiesene historische Person, der Lug (der mit dem langen Arm - siehe Fest Lughnashad) gehört mehr in die Sagenwelt.

 

Die Quelle des Lebens (tipra sláine) oder der Heilende-Kessel wird von dem Fomori-Krieger Octriallach gefunden, zugeschüttet und dadurch unbrauchbar gemacht. Das ist, meiner Meinung nach, ein symbolisch dargestellter Untergang des Wissens über Heilkünste, Heilkunde und heilenden Fähigkeiten unseren Ur-Vorfahren.

 

Es ist auch denkbar, dass der Brauch der Kelten, den Feinden die Köpfe abzuschlagen, auf diese Geschichte zurück zu führen ist. Sicher ist sicher. Nur wenn der Kopf weg ist kann einer nicht mehr geheilt und zurück in den Kampf geschickt werden.

 

Auch die Geschichte über Quelle des Lebens ist nicht einzigartig. In der Edda wird über drei Brunnen / Quellen gesprochen: Mimirs Brunnen (Wissen und Weisheit - Hellsehen), Urdbrunnen mit heiligem Wasser der drei Nornen und Hvergelmir, die Urquelle aus welcher aller Flüsse der Erde sprießen. In allen irdischen Kulturen waren die Quellen heilig und überaus wichtig.

 

Ich finde es spannend, dass alle solche Geschichten und auch diese vom König Arthur, Avalon und letztendlich Edda irgendwann zwischen dem neunten und dreizehnten Jahrhundert verfasst und für die Nachwelt versteckt wurden. Unsere Vorfahren wollten doch nicht, dass das Wissen vollständig verloren geht. Die neuen politischen und kirchlichen Mächte waren dabei alle geschriebene Spuren und die Menschen die Wissen hatten, auszulöschen. Das ist denen zum Glück nicht gelungen. Viele weise bekannte und unbekannte Menschen haben es erkannt und deren Bestes gegeben das Wissen aufzubewahren. Viele Geschichten sind verschlüsselte Hinweise und Weisheiten.

 

Die Quellen welche ich dankbar angezapft und meine Meinung gebildet habe:

Book of Leinster

Lebor Gabala Eirenn

Morgan Daimler

Wikipedia