RÄTSELHAFTE BEHAUPTUNGEN

Foto - Vesna Rau
Foto - Vesna Rau

Über die Kelten werden viele lustigen Geschichten erzählt, um zu betonen wie naiv und unwissend sie waren.

 

Hier werde ich versuchen ein paar Irrtume aufzuklären und unsere Vorfahren in einem besseren Licht zu präsentieren.

 

Ihr findet die Antworten auf Fragen wieso die Kelten Angst hatten, dass denen der Himmel auf den Kopf fällt, wieso sie deren Feinden die Köpfe abgeschlagen haben, wieso man mit dem goldenen Sichel kein Mistelzweig schneiden konnte usw.


HILFE! DER HIMMEL FÄLLT UNS AUF DEN KOPF

Ein besonderer Sonnenuntergang - Foto Vesna Rau
Ein besonderer Sonnenuntergang - Foto Vesna Rau

Es wird viel darüber gelacht, die Kelten hätten Angst davor, der Himmel würde ihnen auf den Kopf fallen.

 

Die Erklärung ist aber überhaupt nicht lustig. Den Kelten ist der Himmel bereits auf den Kopf gefallen. Die Geschichte über den Chiemgau Kometen, oder Chiemgau Impact ist zwar umstritten, aber nur weil sich die Wissenschaftler da nicht einig sind.

 

Um ca. 500-400 vor unserer Zeit (Bronze Zeit / Kelten Zeit) ist in Bayern eine riesige Katastrophe passiert. Ein riesen Komet ist über den Chiemgau explodiert und die keltischen Siedlungen mit glühenden Steinbrocken bombardiert. Darüber gibt es sogar ein Film (Terra X). Über diesen Ereignis kann man sich streiten, aber ist die Angst der Kelten, von den erneuten Anschlag aus dem All (vom Himmel), nicht Beweis genug, dass es tatsächlich passiert ist?


DAS ERNTEN DER MISTEL

Foto - Vesna Rau
Foto - Vesna Rau

Es wird behauptet, dass der Miraculix (der Druide) in einer Vollmond Nacht, um Mitternacht mit einem goldenen Sichel auf die Eiche klettert um Mistel zu ernten. Unter dem Baum stehen die Helfer mit weißen Laken um die abgeschnittene Mistelzweige (womöglich auch den abfallenden Druiden) aufzufangen.

 

Großteils stimmt das auch. Nur was steht hinter dieser Legende?

 

Zuerst räumen wir den Unsinn aus der Geschichte raus. Mit einem goldenen Sichel kann man vielleicht die Gänseblümchen schneiden, aber kein Mistelzweig. Das Gold ist dafür zu weich. Wir haben es auch mit einem guten Goldschmied besprochen und abgeklärt. Das Material war am wahrscheinlichsten gut polierte Bronze. Glänzt auch so gelblich. Die Augenzeugen haben, vor lauter Angst, wahrscheinlich auch alle mögliche Gespenster, Monster und Drachen gesehen.

 

Nur warum, um Himmels willen, klettert er Nachts, bei einem Vollmond, auf die Eiche? Da müssen wir mit dem Objekt der Begierde, dem Mistelzweig, anfangen. Die Mistel ist eine ziemlich starke Heilpflanze, fast ein wundersamer Heilmittel und schon immer den guten Heiler bekannt. Die Mistel wird bei Nervenschmerzen, Entzündungen und anderen Erkrankungen, welche mit Nervenbahnen und Skelett zu tun haben (Epilepsie, mechanische Verletzungen, Arthrosen, Rheuma, Krebs uvm.) eingesetzt. Also, für einen Druiden sehr nützlich und notwendig. Die Mistel, als Halbschmarotzer, wächst bevorzugt auf Pappeln, Äpfel, Kiefer, Robinien und seltener auf einem Baum mit einer härteren Rinde. Äußerst selten wächst eine Mistel auf einer Eiche. In dem Fall gilt sie als besonders heilkräftig. So, jetzt haben wir die Eiche aus der Legende abgeklärt.

 

Nur wieso nachts? Jede Pflanze hat eine eigene Tageszeit in welcher diese am aktivsten ist, bzw. zu welchen die Heilstoffe besonders stark produziert werden. Bei der Mistel ist das die Nacht. Also, der Druide wollte die stärkst wirksame Heilpflanze, die er bekommen kann, haben. Ist sehr verständlich. Und jetzt klären wir noch die Frage: wieso gerade bei Vollmond und um Mitternacht? Das ist jetzt aber sehr logisch. Wenn man auf einen Baum nachts klettern will, sollte man schon was sehen um sich den Genick nicht zu brechen. Mit einer Fackel in ein Baum zu klettern ist ziemlich ungesund. Die Batterielampe wurde noch nicht erfunden. Bei einem Vollmond, hat man die beste Ausbeute an Licht, die man haben kann. Um Mitternacht ist der Vollmond direkt in der Mitte des Himmels. Zu dem Zeitpunkt wo Mistel geerntet werden, sind die Tage sowieso kurz, denn die Mistel wird vom Spätherbst bis ins frühe Frühjahr geerntet. Ab Ende Februar blüht die Mistel auch.

 

Und jetzt bleibt noch der weiße Laken und Helfer übrig. Warum muss der Laken weiß sein? Die Naturfaser, die sich verspinnen lassen, sind immer gelblich bis weiß. Auch damals hat man gewusst, dass die Keime durch Abkochung der Wäsche und Utensilien, abgetötet werden. Aus Naturfaser gewebten Laken werden durch Abkochung immer weißer. Solche Gebrauchstücher hat man nicht gefärbt, da es nicht wirklich Sinn machen würde. Also weiße Laken, so wie die Natur sie gegeben hat.

 

Aber warum müssen sie unten warten und die Mistelzweige auffangen? Das hat jetzt was mit der ritualen Handlung und Kräuterordnung zu tun. Die Mistel ist eine der vier heiligen Pflanzen der Kelten. Diese wird dem Element Luft und Himmelsrichtung Osten zugeordnet, wessen Kraft sie auch in sich trägt. Dazu kommt, dass die Mistel in ihrem ganzen Leben die Erde nie berührt. Eine Pflanze, die strickt dem Element Luft zugeordnet ist, darf, bei der Ernte, die Erde nicht berühren, sonst verliert sie ihre Kraft. Die Helfer sind dafür zuständig, dass dies nicht passiert. Darüber hinaus, dürfen keine anderen Hände, als Hände des Heilers oder Druiden die heilige Pflanze berühren. Also die abgeworfene Mistel wird in den Laken aufgefangen, nicht berührt und dem Druiden, sobald er heile vom Baum geklettert ist, sofort übergeben.

 

Nebenbei erwähnt, werden die meisten Kräuter hängend von den Balken oder Decke, in einem luftigen und trockenem Raum, getrocknet und aufbewahrt. Die Luft schützt diese am besten. Sobald sie auf die Erde fallen, werden sie feucht, verlieren dadurch deren Kraft und der Zersetzungsprozess fängt an.

 

Ich hoffe mit diesem Beitrag ein bisschen Licht in die Welt der Kelten gebracht zu haben. Die Legende kann jemanden, der die Hintergründe nicht kennt, lächerlich klingen. Nur wenn man in die Tiefe der Handlung geht, macht jeder einzelne Schritt und Fakt einen sehr großen Sinn.  

 

BITTE HIER KEINE EIGENEXPERIMENTE MIT DEN HEILKRÄFTEN DER MISTEL MACHEN - DIE MISTEL IST GIFTIG WENN MAN SIE NICHT RICHTIG ZUBEREITET! AUF KEINEN FALL DARF DIESE MIT HEIßEM WASSER ÜBERGOSSEN UND DANN GETRUNKEN WERDEN!


DEN FEINDEN KÖPFE ABSCHLAGEN

Keine grausamen Bilder an dieser Stelle.

 

Zuerst muss ich erwähnen, dass nicht nur Kelten deren Feinden die Köpfe abgeschlagen haben. Das war sehr üblich bei allen Völker, auf dem ganzen Planeten und allen Kontinenten, die Kriege geführt haben.

 

Diese Gewohnheit hat sich wahrscheinlich stufenweise entwickelt und kann mehrere Gründe gehabt haben.

 

Zuerst unterstellt man diesen Völker, aus heutiger Sicht, Grausamkeit, Primitivismus und Dummheit. Ich finde alle diese Unterstellungen ziemlich haltlos. Unsere Vorfahren waren nicht zimperlich, denn das Leben, da draußen, ohne moderne Zivilisation, ist verdammt gefährlich und hart. Man trifft auf einen, der einem selbst nach dem Leben trachtet und es geht nur darum: er oder ich. Da entwickelt man keine Gefühle, Empathie oder anderen Kram. Man funktioniert und will schlicht und einfach überleben und seine Familie und Sippe von den Übel beschützen. Den Übeltäter zu fangen, einzusperren und am besten noch mit kostbaren Vorräten füttern, war zu dieser Zeit ziemlich schwachsinnig. Jede geerntete Beere hat für die Sippe das Überleben bedeutet. Da draußen wurden nicht nur Kriege der verfeindeten Stämme geführt, es gab auch viele Räubergruppen, bei welchen sich die Menschen, die eine ehrliche Arbeit scheuten, zusammen geschlossen haben. Für diese war es einfacher in ein Dorf einzubrechen und die Bewohner zu berauben, als mühsam die Lebensmittel züchten, sammeln oder jagen. Falls sich die Dorfbewohner gewährt haben, dann hat man sie einfach getötet. An die guten Vorräte, Kleidung, Waffen, Felle, Pferde, Gefäße und viele andere Gebrauchsgegenstände war damals nicht einfach zu kommen. Es steckte enorm viel Arbeit dahinter.

 

Schauen wir uns nur ein Beispiel mal an: Die Jägergruppe geht in den Wald zum jagen. Das konnte mehrere Tage gedauert haben und über weiteren Strecken gehen. Die Jäger kommen wieder nach Hause mit der Beute, finden deren Dorf verwüstet vor und die Angehörigen (Eltern, Frauen, Kinder, Haustiere...) tot. Die Trauer und Wut breiten sich wie Feuer aus. Die ganze Welt und Existenz brechen zusammen. Also da ruft man damals nicht die Polizei und Staatsanwaltschaft an. Man nimmt es in eigene Hand und will die Verbrecher einfach vernichten. Die Spuren lesen konnten die Jäger sehr gut, also nichts wie hinterher, mit unbändigem Wut im Bauch, dass mit jedem Schritt immer größer wurde. Falls von der Sippe noch einige überlebt haben, war es nicht selten, dass die Verbrecher lebend gefangen, in Dorf gebracht und dann öffentlich hingerichtet wurden. Also, da reden wir nicht mehr über Menschenopfer, sondern einfach über Hinrichtung einen grausamen Verbrecher, egal ob männlich oder weiblich. Seinen Kopf abzuschlagen und irgendwo öffentlich aufspießen hat dann eine ganz andere Bedeutung gehabt.  

 

Hier meine Theorie über Entwicklung diese Vorgehensweise:

 

1. Da es damals keine Beweisfotos, Videos und Filme gegeben hat, konnte man nicht so einfach beweisen, dass man einen wichtigen Feind getötet hat. Diesen jetzt komplett aufzuladen und über weite Distanzen zu transportieren war, unter Umständen, unmöglich, zu aufwändig und eigentlich ziemlich unsinnig. Dazu setzt der Verwesungsprozess ziemlich schnell ein, lockt die Aasfresser und Insekten an.  Das die Menschen gerne Lügengeschichten erzählen wusste man schon seit dem Anfang der Menschheit. Also, wie kann man es wirklich beweisen. Der Kopf hat mehrere Vorteile:

- am Gesicht erkennt man einen Menschen sofort

- mit den scharfen und schweren Waffen damals, war es kein Problem einen Kopf abzutrennen

- nur ein Kopf, ohne Körper, kann man sehr leicht transportieren.

- ein zweifelsfreier Beweis, welchen man auch zeigen kann, ist vollbracht.

 

2. Aus dem Beweis, wurden die Warnschilder. Die aufgespießten Köpfe haben auch eine abschreckende Wirkung gehabt. Die Signalwirkung könnte folgende gewesen sein:

- Achtung Diebe und Räuber, hier lebt ein Stamm, dass sich zu Wehr setzen kann, bleibt weg!

- Liebe Truppen der feindlichen Königs, eurer König ist tot, hört auf zu kämpfen und geht wieder nach Hause

- Je nach Diversität der Köpfesammlung an den Pfählen, könnte es auch bedeuten: hier lebt eine erfolgreiche Räuberbande, wenn du an deinem Leben hängst, überschreite lieber diese Grenze nicht.

Für weitere Bedeutungen fehlt mir, aus heutiger Sicht, einfach die Phantasie. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass es noch mehr Bedeutungen gab.

 

3. Im weiteren Verlauf, konnte sich auch, bei einigen Stämmen, eine Sammelleidenschaft, Mode oder Brauch entwickelt haben. Wie gesagt, unsere Vorfahren waren nicht zimperlich. Zu dieser Zeit, musste der Einblick sehr, sehr grausam gewesen sein um einen wirklich zu erschrecken. Oder was meint ihr, wieso sich die menschliche Siedlungen so entwickelt haben:

- einzelne Sippe

- größeres Dorf

- ein Dorf mit Wehrmauer (früher Holz, später Stein)

- eine größere Siedlung mit Wehrmauer

- eine Stadt mit Wehrmauer

Die Menschen wollten in immer größeren Gruppen leben, um sich sicherer zu fühlen. Schon immer gab es die Wachposten und nach und nach haben sich die Berufsstände: Soldaten, Richter, Polizei, Anwälte usw. entwickelt. Warum das, wenn die Menschen soooo friedlich sind??? Es gibt friedliche Menschen, ja, die gewalttätigen Menschen sind schon, zum Glück, in Minderheit, aber was hindert diese daran noch mehr Straftaten zu verüben?

 

4. Und am Ende noch die Begründung aus der Sicht der Heilerin. Die Heilkünste damals waren so hoch entwickelt, dass man tiefe Wunden, brachiale Knochenbrüche und vieles anderes erfolgreich heilen könnte. Selbst die Wunden von abgetrennten Gliedmaßen wurden gut versorgt. Unter Voraussetzung, dass ein Heiler in der Nähe war, hatte man gute Chancen zum überleben. Diese Heilkünste waren nicht so selten vertreten wir man denken könnte. Also, um jemanden wirklich zu töten, ohne Gefahr zu laufen ihn wieder als Gegner zu begegnen, war schlicht und weg den Kopf abzuschlagen. Das konnte keiner heilen.