Der Wunschbaum

 

 

Am Samhein haben wir feierlich das Wunschbäumchen gesegnet und aufgestellt. Auch die Wunschbänder und Papier wurden gesegnet. Ab diesem Zeitpunkt dürften alle unsere Gäste deren Wünsche aufschreiben und an das Bäumchen binden.

 

Dieses Jahr dürfte unser toter Apfelbaum die Wünsche in die Anderswelt tragen. Im Jahr 2015 hat der Hagelsturm das Bäumchen getötet. Nur die Mutter Natur wollte ihn, ohne Nachkommen, nicht einfach so gehen lassen. Das neue Bäumchen, welches aus den noch lebenden Wurzeln ausgetrieben ist, ist jetzt fast so groß wie das alte, so dürften wir den toten Stamm absägen und als Wunschbaum aufstellen.

 

 

Immer mehr Wunschbänder hängen an den Zweigen.

 

Auch in den kommenden Jahren wollen wir diesen Brauch weiter leben.

 

Es liegt uns fern dafür einen jungen lebenden Baum abzusägen. Daher bitten wir alle, die ein Bäumchen haben, welches unglücklich aus dem Leben gerissen wurde, sich bei uns zu melden. Wir sorgen dafür, dass dem Bäumchen eine letzte Ehre und eine tolle Aufgabe gegeben wird. Die Wünsche, zur Erfüllung, in die Anderswelt zu tragen.

 

Vielen Dank dafür im Voraus.

AM JULTAG - 21.12.2019

 

 

 

Auf der Wiese brennt schon das Lagefeuer. Bald wird es dunkel. Es ist feucht und die Wolkendecke hängt tief. Wir beten darum, dass es nicht regnet.

Es wird alles für das Fest vorbereitet. Das Bäumchen steht noch da und wartet auf die letzten Wünsche, vor seiner wichtigen Reise. Die Lampen werden aufgehängt und die Dunkelheit kam schnell. Jetzt hängen ganz viele Wunschbänder, viele liebe Gäste sind da und freuen sich auf das Fest. Ob die große Mutter auch mitfeiert? Auf jeden Fall ist sie, die Ahnengeister und die Elemente alle herzlich eingeladen worden.

Und da passierte es. Sobald wir das Bäumchen von dem Halter abgeschnitten und auf die Wiese mitgenommen haben, öffnete sich die Wolkendecke und der Nebel verschwand. Ein strahlender Sternenhimmel schaute auf uns herab und wartete auf unsere Wünsche und das Bäumchen.

 

Ganz klar waren alle eingeladenen Gäste da. Der Wind verstummte, der Matsch klebte nicht so an den Schuhen, das Feuer brennt lichterloh und gerade nach oben gegen Sternenhimmel. Das Wasser wartete auf ihren Auftritt, nach der Zeremonie.

Die Gäste ums Feuer wurden gesegnet und ausgeräuchert. Jeder bekam seine Opfergabe (Salz für die große Mutter und Weizen für die Fruchtbarkeit) in die Hand, um es ins Feuer zu werfen. Wir alle waren bereit für den letzten Akt. Diesen kündigten die Ahnengeister, durch die Hähnen-Kehlen, an. Genau nach der Segnung meldeten sich unsere Hähne mit lautem Krähen zu Wort.

Das Wunschbäumchen wurde nochmals gesegnet und gebeten die Wünsche sicher, mit sich, in die Anderswelt zu nehmen, so dass sie erfüllt werden können. In einem hohen Funkenflug empfing das Feuer unseren Wunschbaum. Ein Wunsch nach dem anderen verbrannte und ging mit Funken schnur-stracks nach oben. Es wurde ganz still um das Feuer. Jeder war bei sich, seinen Wünschen und diesem faszinierenden Einblick. Wir bedankten uns bei der großen Mutter und den Elementen für diese großartige Kulisse für unseren Fest. Alle Wünsche verbrannten vollständig. Der Wunschbaum verabschiedete sich glühend und ging in die Anderswelt, wo er wieder wachsen und ein prächtiger Apfelbaum, mit vielen leckeren Früchten sein darf. Wir haben ihn mit Gesang auf den Weg geschickt. Es war wunderschön.

Sobald das Bäumchen vollständig verbrannt war, schloss sich die Wolkendecke wieder über uns. Die Wünsche und das Bäumchen wurden aufgenommen. Der Nebel schlich wieder Bergauf und verhüllte das Geschehen. Das Element Wasser kam zu seinem Auftritt eine Stunde später. Es fing an zu regnen und das Wasser löschte den Glut auf der Feuerstelle.

 

Das Julfest 2019 wurde sehr eindrucksvoll gefeiert. Wir bedanken uns bei allen Gästen welche gekommen sind: die sichtbaren und unsichtbaren. Die große Mutter Erde, die Ahnengeister und die Elemente haben freudig mitgefeiert und deren Beitrag geleistet. Der Weg in die Anderswelt war frei und das Universum hat sich unser Anliegen angenommen. Danke dafür!!!